Kultur und Religion

Im Gespräch mit einem Massai, während er Meerestiere sammelt
Im Gespräch mit einem Massai, während er Meerestiere sammelt

Religion
Zwischen 30 und 40 Prozent der Bevölkerung auf dem Festland sind Muslime. Auf Sansibar sind es mindestens 98 Prozent. Die restlichen Prozente gelten weiteren Religionen wie Hinduismus und anderen Naturreligionen.
Im Binnenland hat sich das Christentum sehr verbreitet und ebenfalls zwischen 30 und 40 Prozent sind christlich, die meisten davon katholisch. Auf protestantischer Seite spiegelt sich die deutsche Kolonialvergangenheit wieder.

Bildung
Das Schulsystem wurde stark vom britischen System beeinflusst. Dadurch gehen die Kinder sieben Jahre zur Grundschule (Primary School),die alle Schüler besuchen können, da es eine Schulpflicht bis zum 15. Lebensjahr gibt. Im Anschluss gehen die Schüler in die Secondary School, die sechs Schuljahre umfasst. Sie wird in vier und zwei Jahre unterteilt. Der erfolgreiche Abschluss gibt die Berechtigung zum Besuch einer Universität.
Die Schulgebühren fallen an staatlichen Schulen zwar weg, allerdings führt dies besonders in ländlichen Regionen auch zu großen Klassenstärken. Zudem fallen für die Eltern trotzdem Kosten für den Schulunterricht zum Beispiel für Verpflegung, Transport, Schuluniform und Schulbücher an. Dieses Geld wird auch für Mobiliar, Hefte und Kreide verwendet. Aus diesem Grund können vor allem auf dem Land viele Kinder die Schule nicht besuchen.

Sprachen
Die Amtssprache ist Swaheli. 

Hinzu kommen Englisch und 125 weitere Sprachen aus verschiedenen Volksgruppen. 
Größtenteils werden Bantusprachen gesprochen, aber auch nilotische Sprachen (im nördlichen Teil), südkuschitische Sprachen sowie die Khoisan-Sprachen Hadza und Sandawe. Somit sind 4 großen afrikanischen Sprachgruppen vertreten. Außerdem werden Arabisch und Sprachen aus dem indischen Raum gesprochen.

Ethnische Zusammensetzung
Auf dem Festland leben zu 95 % Bantu –, welche über 130 verschiedenen Ethnien angehören. 

Die größte und einzelne Volksgruppe sind die Sukuma mit 12 % . Die Nyamwezi folgen mit 9 % – die wie auch die Sukuma im dicht besiedelten Gebiet um den Viktoriasee leben: Die Hehet/Bena mit 8 %, die Haya mit etwa 7%, die Swahili an der Küste mit 6 %, die Chagga mit etwa 6 % am Kilimandscharo und die Makonde im Süden. Die Massai stellen etwa 3 % der Bevölkerung dar. Selbst die Massai sind noch einmal in mehrere verschiedene Stämme unterteilt. Ihre Sprache ist Maa, allerdings gibt es auch hier Abweichungen.

Seit Jahrhunderten gehören zur Bevölkerung auch Menschen mit arabischen und indischen Vorfahren. Auch wenige Nachfahren europäischer Siedler leben noch im Land. Hinzu kommen ausländische Bürger. Unter ihnen sind 431.000 Flüchtlinge aus Burundi und 96.000 aus der DR Kongo.

Menschenrechte
In den ländlichen Gebieten ( ca. 70 Prozent der Bevölkerung) sind sowohl das Menschenrechtsbewusstsein der Bevölkerung wie das der Behörden wenig ausgeprägt.
Nach Berichten der Amnesty International sind 2009 mehr als 20 Menschen mit Albinismus ermordet wurden und insgesamt mehr als 50 Menschen in zwei Jahren.
Auch die stetig anhaltende Gewalt gegen Frauen, insbesondere über das Ausmaß häuslicher Gewalt und das Fehlen konkreter, effektiver Maßnahmen zur Bekämpfung der Genitalverstümmelung ist äußerst besorgniserregend.
Viele Kinder haben aufgrund von HIV-Erkrankungen ihre Eltern verloren. Sie müssen arbeiten oder sich um jüngere Geschwister kümmern. Laut Angaben des Kinderhilfswerks UNICEF müssen rund 36 % aller Kinder bis zu 14 Jahren Arbeit verrichten. In ländlichen Gegenden müssen 12- bis 14-Jährige zum Teil 14 bis 17 Stunden am Tag sechs Tage in der Woche auf Plantagen arbeiten. Dafür erhalten sie nur die Hälfte des Lohnes eines Erwachsenen. Auch Dienstmädchen arbeiten durchaus 16 bis 18 Stunden täglich. Kinderprostitution stellt ebenso ein großes Problem dar.

Homosexualität
Homosexuelle Handlungen sind in Tansania illegal. Auf dem Festland wird Geschlechtsverkehr zwischen Männern mit bis zu 14 Jahre Haft bestraft. Der Geschlechtsverkehr zwischen Frauen ist dort straffrei.

Die Insel Sansibar gehört zum Staat Tansania, hat aber eine eigenständige Gesetzgebung, welche seit 13. April 2004 für Männer 25 Jahre Gefängnis vorsieht und für Frauen bis zu 7 Jahre.

Beschneidung
Ein Zehntel der tansanischen Bevölkerung praktiziert weibliche Genitalverstümmelung (FGM - Female Genital Mutilation). Hierbei handelt es sich um Ethnien, die alle im Inneren des Landes leben. 
Weibliche Genitalverstümmelung soll die Töchter vor Infektionen und krankheitsauslösendem Schmutz schützen. Nicht nur aus vermeintlich hygienischen Gründen wird die Praktik fortgeführt, sondern auch, um dem angeblichen Wunsch der Ahnen gerecht zu werden.
Betroffene: 16% der Mädchen und Frauen (15-49 Jahre) 
Befürworterinnen: 9% Mädchen und Frauen (15-49 Jahre)
Beschneidungsalter: 46% von FGM fanden vor dem 4. Lebensjahr des Mädchens statt, 22% zwischen dem 5. und 9., 21% zwischen dem 10. und 14. und nochmals 10% nach dem 15. Geburtstag. 99 % der Eingriffe werden von traditionellen Beschneiderinnen durchgeführt. Die Begründungen für die weibliche Genitalverstümmelung unterscheiden sich von Ethnie zu Ethnie. Zu einzelnen Argumenten gehört:
-FGM dient als Vorbereitung auf die Ehe und Mutterschaft
-Nicht verstümmelte Frauen sind keine „echten Frauen“
-Der Schnitt markiert die Grenze zwischen Kindheit und Erwachsenenalter (Initiation)
-Durch Entfernung der Klitoris wird Promiskuität und Prostitution verhindert
-Tradition und Glaube schreiben FGM vor
-Das Blutopfer durch die Verstümmelung stimmt die Ahnen gnädig

Frauen, die nicht beschnitten werden, werden ausgegrenzt, gelten als verflucht und werden sozial gedemütigt, so dass sogar bekannt ist, dass es Fälle gibt, in denen sich durch den gesellschaftlichen Druck noch Seniorinnen FGM unterzogen haben oder Schulmädchen sich selbst zu beschneiden versuchten. Da die Ngariba (Beschneiderinnen) von dem Geschäft abhängig sind, fördern sie dies dementsprechend. Sie bekommen zwischen 3 und 9 Euro pro Beschneidung.
Eine weitverbreitete Begründung in Tansania für weibliche Genitalverstümmelung ist die vermeintliche Krankheit „lawalawa“. 1968 wurde FGM verboten. Zeitgleich kam es zu einer Welle von Vaginal- und Blasenentzündungen. So galt das Beschneiden als Prävention, aber auch als Heilmittel gegen diese Entzündung und mittlerweile auch gegen jedes Jucken im Genitalbereich und Fieber – bei Mädchen wie bei Jungen. Da die ursprüngliche Krankheit  normalerweise durch Antibiotika geheilt wird und durch den Hygienezugang verhindert werden kann, wurde „lawalawa“ ein Synonym für einen bedrohlichen Körperzustand, der durch Beschneidung und Genitalverstümmelung beseitigt werden könne, da das Jucken eine Strafe der Götter sei und diese durch das Blut- und Hautopfer besänftigt werden müssten.
Seit 1998 ist weibliche Genitalverstümmelung vor Erreichen der Volljährigkeit (18 Jahre) verboten. Die Durchführung sowie jegliche sonstige Beteiligung an der Tat ist strafbar. Man muss  mit hohen Geldstrafen oder fünf bis fünfzehn Jahren Gefängnis rechnen. Allerdings ist zu beobachten, dass die Verurteilungen aufgrund von FGM sehr rar ausfallen.

Eine Studie stellt den Rückgang weiblicher Genitalverstümmelung fest. Laut dieser Studie ist der Anteil der beschnittenen Mädchen und Frauen in zehn Jahren um 3% gesunken. Kampagnenarbeiten sind demnach weiterhin zwingend notwendig. 89% der Mädchen und Frauen (15-49 Jahre) sind der Meinung, dass FGM abgeschafft werden soll. 

Armut 
Laut dem Bericht des BMZ liegt die Armutsrate bei 46, 6 Prozent (Stand 2011). Gründe dafür sind, dass wichtige Reformprogramme durch die schleppend handelnde öffentliche Verwaltung aus Mangel an qualifizierten Fachkräften nicht umgesetzt werden. Trotz des eingeführten Antikorruptionsgesetz mangelt es oft an der konsequenten Umsetzung.                                                                                                                                                                                                                                     
Kunst
Die Schnitzkunst der Makonde, eines im Südosten Tansanias und im Nordosten Mosambiks lebenden Bantuvolk, ist weit bekannt. Es wird für kommerzielle Dinge genutzt und auch für traditionelle und private Zwecke. 

In der Malerei folgten die einheimischen Künstler lange den europäischen Vorbildern, bis sie in der Tingatinga-Malerei eine eigene Ausdrucksform entdeckten.
Auf Sansibar zeichnen sich viele Frauen Henna-Bemalungen und verschiedenen Mustern auf die Haut. Die Tradition stammt aus dem arabischen Raum und wird oft auch zu kommerziellen Zwecken am Stand genutzt. Jumapeli zeichnet mir mit einem kleinen, angespitzten Stäbchen ein schönes Henna-Muster auf die Hand. Es hält ca. zwei Wochen auf der Haut. Ihr Name "Jumapeli" bedeutet übrigens "Sonntag".

Musik und Tanz 
Zu den traditionellen Musikinstrumenten der Bantuvölker zählen die Kalimba (im Kiswahili heißt das Marimba, eine Art Xylophon gemeint ist). Die Kayamba, eine Rassel mit Weizenkörnern, Siwa (Hörner), Tari (eine Art Tamburin), und vor allem Ngoma, Trommeln in jeder denkbaren Art und Form.

Die moderne tansanische Musik ist stark vom Kongo beeinflusst. Rumba, Jazz, Rock und traditionelle Musik vermischen sich mit starken Reggae-Einflüssen zu der im Kongo Soukous genannten Musikrichtung. In Tansania heißt sie LingalaMusic. Sie wurde vielfach aufgegriffen, weiterentwickelt und mittlerweile aktuellen und kritischen Texten in Swahili unter dem Eigennamen Bongo Beat sehr erfolgreich gespielt. Mittlerweile läuft auch die Hip-Hop Variante Bongo Flava in den lokalen Radiosendern.
Die Taarab-Musik ist eine Besonderheit Sansibars und wird auf den Festland nicht gehört.
Tänze gehören in weiten Teilen Afrikas zum täglichen Lebensstil und für die Menschen sind es wichtige Ausdrucksformen, aber auch die Verbindung zu den Ahnen und deren Seelen. An den Tänzen ist die ganze (Dorf-)Gemeinschaft beteiligt. Die traditionellen Tänze werden in eigenen kulturellen Institutionen studiert und unterrichtet.
Dies geschieht auch, um die traditionellen Tänze vor der zunehmenden Verfremdung und Verflachung im Rahmen der touristischen Vorführungen zu schützen.

                    (Quelle: Wikipedia, Auswärtiges Amt, Amnesty International, UNICEF, Terres de Femmes und Einheimische des Landes)                                                                                                                                                                                                     Stand: 2018