Sitten und Bräuche

Tunesien, Sousse
Tunesien, Sousse

Respektformen

Gast in Tunesien
Mach dir bewusst, dass er Gast in einem islamischen Land bist. Das bedeutet, dass es hinsichtlich seiner Gewohnheiten, vor allem aber bezüglich der Sitten erheblich von Westeuropa abweicht.

 

Begrüßung
Zur Begrüßung wird immer nur die rechte Hand gegeben, die linke Hand gilt im Islam als "unrein" . Unter guten Bekannten/Freunden wird sich mit einem Kuss auf die Wange begrüßt. Bezüglich der Anzahl der Küsse auf jeder Seite gibt es unterschiedliche Auffassungen bzw. das hängt auch davon ab wie gut man den anderen kennt.

Es werden der Altersreihenfolge entlang (absteigend) zuerst die Männer begrüßt und dann die Frauen.

Einladungen
Einladungen ernst gemeint und werden auch ernst genommen, d.h. eine Einladung anzunehmen und dann nicht zu erscheinen gilt als sehr unhöflich. Die Tunesier sind sehr gastfreundlich und tun alles dafür, damit sich der Gast wohlfühlt. Gastgeschenke gehören hier zum guten Ton.

 

Tunesische Tischsitten
Traditionellerweise sitzt man zum Essen auf dem Boden um einen niedrigen Holztisch herum. Die TunesierInnen essen mit den Fingern aus einer Schüssel oder von einem gemeinsamen Teller. Brot benutzt man, um Saucen und Essen aufzunehmen.

 

Die westliche Art, von getrennten Tellern und mit Besteck zu essen, ist jedoch ebenso üblich.

 

Ein Gastgeber besteht im Allgemeinen darauf, dass die Gäste einen zweiten oder dritten Nachschlag nehmen. Wenn man satt ist, zeigt man mit dem Wort "el-Hamdullah", dass die Mahlzeit geschmeckt hat.

 

Kleidungsknigge
Auch wenn es oftmals so scheint, aber die TunesierInnen sind nicht angetan von dem Bekleidungsstil mancher Besucher des Landes. "Oben-ohne" am Strand ist unerwünscht und ist ein absolutes Tabu.

Kurze, knappe und aufreizende Kleidung sind (wenn auch von manchen Tunesierinnen selbst getragen) nur geduldet, aber keinesfalls erwünscht. Angemessene Kleidung sollte, ob bei Touren durch das Land oder Shopping in der Medina, als Zeichen des Respektes gegenüber den Einheimischen obligatorisch sein.

 

Bekleidung

Jüngere Menschen bevorzugen legere Kleidung wie Jeans und Flip-Flops. Die älteren Tunesier tragen gerne ein Hemd, Sakko und eine Hose mit einer Bügelfalte.
Es gibt ein Kleidungsstück, welches man bei tunesischen Männern oft sieht, und zwar der Arbeitskittel in Braun, Blau oder Grün.

Natürlich tragen auch viele Menschen Kleidung, um ihren islamischen Glauben zum Ausdruck zu bringen. Frauen tragen einen Hidjab (ein farbiges Kopftuch, welches die Haare, die Ohren, den Hals und die Schultern bedeckt).

 

Der Niqab, ein schwarzer Gesichtsschleier, der ausschließlich ein Sichtfenster für die Augen freilässt, wird immer zusammen mit der Abaya ( ein dunkles oder schwarzes Überkleid) getragen.

Handeln
Handeln gehört dazu. Für die Besucher, die gerne Feilschen, sind die tunesischen Märkte ein Paradies. Man sollte jedoch darauf achten, dass der Einstiegspreis nicht zu niedrig angesetzt wird, sonst könnte der Verkäufer schnell ernsthaft beleidigt sein. Beim richtigen Handeln dauert der Kauf einer Ware mitunter eine Stunde und mehrere Gläser Tee. Normalerweise verlässt man einen Kauf mit dem Versprechen, dass man wiederkommen wird. Aber ich verspreche nichts, was ich nicht halten könnte.

Zweisamkeit / Liebe in Tunesien
Paare sollten den allzu intensiven Körperkontakt in der Öffentlichkeit nach Möglichkeit unterlassen. Küssen, Streicheln, Liebkosungen etc. sind Privatangelegenheiten und sind daher nicht wirklich gern gesehen. "Händchenhalten" ist gerade für die tunesische Jugend die einzige Möglichkeit, in der Öffentlichkeit Zuneigung zu bekunden und sollte daher auch als Massstab für Besucher gelten.

Geburtstage
Geburtstage werden in Tunesien in der Regel nicht gefeiert. Es kommt vor, dass jemand seinen genauen Geburtstag nicht einmal kennt (da, dieser z.B. nur nach dem islamischen Kalender notiert wurde). 

Essen 

Die Küche Tunesiens ist geprägt von vielen unterschiedlichen Kulturen und gastronomischen Einflüssen. Sie ist eine Mischung aus arabischer Küche, nordafrikanischer Küche, Mittelmeerküche und der Küche der Nomaden.

Die tunesische Küche ist deftig, schmackhaft, vielfältig und oft scharf gewürzt. Ein altes tunesisches Sprichwort besagt, dass man die Liebe der Frau zu ihrem Mann an der Schärfe der Speisen messen kann, die sie für ihn kocht. Sobald die Speisen beginnen, fade zu schmecken und nicht mehr scharf zu sein, sei die Liebe der Frau abgekühlt.

Zahlreiche Gewürze und Kräuter wie Pfeffer, Kümmel, Koriander, Knoblauch und Harissa, ein scharfes Püree aus Peperonischoten, Olivenöl und verschiedenen Kräutern ist typisch für die tunesische Küche. Weiterhin wird mit Safran, Kreuzkümmel, Kardamom und Paprika gewürzt. So erhalten die belebende Suppe Chorba, der Gemüseeintopf Chakchouka oder das Lammgulasch Kamounia ihren kräftigen Geschmack.
Die wichtigsten Gemüse sind Tomaten, Möhren, Kartoffeln, Kichererbsen, Bohnen und Paprika. Als Fleisch kommt meistens Lamm und Huhn auf den Tisch. An der Küste sind Fisch und Meeresfrüchte sehr verbreitet. Frisches Obst wie Datteln, Orangen, Aprikosen, Wassermelonen, Nektarinen und Kaktusfrüchte gehören ebenfalls auf den Speiseplan der Tunesier. Zu jedem Mahl wird das klassische Fladenbrot Pita oder Baguette nach französischer Art gereicht.

Das tunesische Nationalgericht ist Couscous. Weitere typische tunesische Gerichte sind Brik (Pikante Blätterteigtaschen mit Fleisch- oder Fischfüllung) und Tahine (Eintopf mit Fleisch, Kartoffeln und Gemüse). Auch Backwaren, die in speziellen Patisserien angeboten werden. Aus Mandeln, Nüsse, Honig, Pistazien, Marzipan und Sirup werden süsse Versuchungen kreiert, von denen Baklava oder Makroud die bekanntesten sind.

 

Getränke in Tunesien

Standartgetränke sind in Tunesien der espressoähnliche Kaffee sowie Tee. Beide sind stark, heiß und sehr süß in kleinen Gläsern serviert. Der Tee wird auch mit Pinienkernen und Mandelstückchen versetzt oder - als Thé à la menthe - mit Pfefferminze. Der Kaffee ist als au lait auch mit Milch erhältlich. Das Angebot an Erfrischungsgetränken reicht von Cola und Limonade über Mineralwasser ohne Kohlensäure bis hin zu frischgepresstem Orangensaft, Möhrensaft und dergleichen.

Alkoholisches Getränk Tunesiens ist traditionell der Wein. Die Kunst des Weinbaus geht in Tunesien bis ins hohe Altertum zurück. Bis zur heutigen Zeit hat der tunesische Wein seinen Ruf bewahrt, den er der Sonne Tunesiens, dem Boden und der Tradition verdankt.

Von recht guter Qualität ist das heimisch gebraute Bier Celtia. Unter den Spirituosen dominiert der Feigenschnaps Boukha und der Dattellikör Thibarine aus Thibar. Den Palmenschnaps Laghmi erhält man nur im Frühjahr in den Oasen, da er ausschließlich frisch getrunken werden kann.

Seit der Kolonialzeit und insbesondere durch den Einfluss des Tourismus haben sich die Sitten des Trinkens alkoholischer Getränke gelockert. Das Gebot, dass Moslems den Alkoholgenuss verbietet, wird vor allem in der europäisierten Schicht, in den Städten und Touristenzentren immer weniger beachtet.

Alkohol ist heute erhältlich in Restaurants und Hotels, in den großen Supermärkten (Monoprix und Magazin Général) und in wenigen Spezialgeschäften.

 

Freitags und im Ramadan sind Verkauf und Ausschank außer in den Touristenhotels und -restaurants allerdings untersagt. Bei aller »Liberalität« in Sachen Alkohol gilt es jedoch zu beachten, dass Trunkenheit in der Öffentlichkeit weiterhin streng verpönt ist. 

                                                                                                                                                                                                                 

                                                                                                                                                                                                                                                                    Stand: 2020