Kultur und Religion

Tunesien, Sousse
Tunesien, Sousse

Religion

Der Islam ist in Tunesien Staatsreligion. 98% der Bevölkerung bekennen sich zu diesem Glauben. 85 % der tunesischen Muslime gehören dem malikitischen Madhhab der sunnitischen Glaubensrichtung des Islam an. Der Rest sind Hanafiten und Ibaditen. Christen und Juden sind kleine Minderheiten, aber das Land ist gegenüber religiösen Minderheiten tolerant. Seit der Revolution 2011 erhalten radikale salafistische Strömungen starken Zulauf.

Im Volksglauben der Tunesier finden sich noch heidnische Reste wie etwa der Glaube an den Bösen Blick.

Das ganze Land ist von Qubbas übersät. Diese kleinen, meist weißen Kuppelbauten sind Pilgerorte, häufig Grabstätten von islamischen Heiligen(Marabouts), von denen geglaubt wird, dass sie Botschafter zwischen Mensch und Gott sind.

Im Volksislam werden Marabouts um Hilfe gebeten, auch wenn dies vom offiziellen Sunnitentum als Abgötterei (Schirk) bezeichnet wird. Schwarzafrikanische Sklaven brachten den Stambali-Besessenheitskult mit, der sich als gesellschaftlich randständiges Phänomen auch unter arabischen Tunesiern verbreitet hat.

Das Judentum war in Tunesien einst sehr bedeutend, heute gibt es nur noch rund 1500 Juden.
Auf der Insel
Djerba steht seit wahrscheinlich über 1000 Jahren die al-Ghriba-Synagoge (Die Erstaunliche), eine der ältesten Synagogen der Welt.

Jedes Jahr findet dort die größte jüdische Wallfahrt Nordafrikas statt, zu der Gläubige aus der ganzen Welt erwartet werden. Auf Djerba leben mehrheitlich muslimische Kharidjiten.

Die Verfassung Tunesiens sieht die freie Ausübung des Glaubens vor, so lange diese nicht die öffentliche Ordnung stört.Dieses Grundrecht wurde von der tunesischen Regierung in der Regel respektiert. Religiöse politische Parteien waren jedoch nicht zugelassen, Proselytismus und Polygamie sind verboten.

Das Tragen des Hidschab war eingeschränkt und in der Verwaltung und öffentlichen Schulen nicht gestattet, dieses Verbot wurde nach dem Sturz des Ben Ali-Regimes im Frühjahr 2011 aufgehoben.

Islamische Feiertage (wie etwa das Islamische Opferfest, das Fest des Fastenbrechens oder Mawlid an-Nabi) sind in Tunesien gesetzliche Feiertage.

 

Bildung

Tunesien investierte 2015 18 % des Staatshaushaltes in das Bildungssystem und weist mit über 80 % eine hohe Alphabetisierungsrate auf. 91 % der Kinder schlossen die Primarschule ab und 71% die Sekundarschulen. 30 % der Schulabgänger beginnen ein Studium.

In Tunesien stieg die mittlere Schulbesuchsdauer der über 25-Jährigen von 3,4 Jahren im Jahr 1990 auf 7,1 Jahre im Jahr 2015 an.

Im PISA-Ranking von 2015 erreichen Tunesiens Schüler Platz 69 von 72 Ländern in Mathematik und den jeweils 67. Platz beim Leseverständnis und den Naturwissenschaften.

 

Sprachen
Fast die gesamte Bevölkerung spricht Tunesisch-Arabisch und beherrscht das Schriftarabische, die offizielle Amtssprache des Landes. Für das Tunesisch-Arabisch, das eigentlich eine Mischung mehrerer Dialekte ist, gibt es keine offizielle Regulierung. Es wird vor allem als Alltagssprache verwendet. Nur im Süden des Landes und auf der Insel Djerba werden noch vereinzelt berberische Dialekte benutzt.

 

Während der Zeit des französischen Protektorats in Tunesien wurde die französische Sprache eingeführt, zum Teil auch durch Zwang, insbesondere in den Bildungseinrichtungen. Nach der Unabhängigkeit wurde in offiziellen Institutionen die arabische Sprache wieder eingeführt. Verwaltung, Justiz und Bildungswesen blieben noch lange Zeit zweisprachig.

Der Einfluss durch Touristen aus Europa führt dazu, dass neben Französisch auch Englisch als Verkehrssprache vermehrt verwendet wird.

 

Ethnische Zusammensetzung

Die große Mehrheit der Tunesier identifiziert sich kulturell mit den Arabern, wenngleich Studien belegen, dass sie aus ethnischer Sicht den Berbern und auch den Iberern näher stehen, während der genetische Anteil der Araber, die die Region im 7. und 8. Jahrhundert besiedelten, geringer ausfällt. Tunesien hat einen sehr niedrigen Ausländeranteil.


Menschenrechte
In Tunesien kommt es regelmäßig zu Folter durch staatliche Behörden. Laut einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2017 kommt es landesweit zu Folter, willkürlichen Verhaftungen, Hausdurchsuchungen, Razzien und Reiseverboten. Verhaftungen erfolgen wegen auffälligen Aussehens, religiöser Äußerungen oder bereits verbüßter Delikte. Die Organisation bemängelte die Straflosigkeit für Menschenrechtsverletzungen, die die Kultur der Gewalt fördere.

 

Behörden gingen bis zum Ende der Diktatur 2011 vielfach brutal gegen die eigenen Bürger vor. Im Jahr 2016 wurden Gesetze verabschiedet, die vor Menschenrechtsverletzungen schützen sollen. Laut Amnesty International sind allerdings durch ein 2015 verabschiedetes Anti-Terrorgesetz die Behörden mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet und fassen den „Begriff des Terrorismus“ sehr weit.

 

Armut

Die Armut in Tunesien liegt bei über 24 %. Das Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Person beträgt lediglich 3.700 Dollar. Am meisten sind die westlichen Regionen des Landes von der Armut betroffen, und leider hat die wirtschaftliche Situation des Landes auch erhebliche Auswirkungen auf die Situation der Kinder.

 

Trotz des bedeutenden Fortschritts ist die Gesundheit tunesischer Kinder nach wie vor ein Problem. Die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren liegt bei 21 %.

https://www.humanium.org/de/tunesien/


Kunst

Das Kunsthandwerk ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, in dem geschätzte 300.000 Personen tätig sind.

Die Töpferei ist besonders verbreitet, aber auch die Herstellung von Fayence und die Teppichknüpferei ist sehr bekannt für Tunesien. Heute ist das Zentrum der Teppichherstellung in und um Kairouan angesiedelt. Die Mosaikkunst hat sich seit dem 2. Jahrhundert im Land verbreitet, die weltweit bedeutendste Sammlung von Mosaiken befindet sich im Nationalmuseum von Bardo.

Das Schmieden kam mit den Flüchtlingen aus Andalusien nach Tunesien, heute sind besonders die blauen Fenstergitter, die an Maschrabiyya erinnern, berühmt.

 

 

Musik

Die Musik Tunesiens ist das Resultat der kulturellen Vermischung aus arabisch- andalusischer Musik. Sie hat viele Facetten. Die berühmteste klassische Musikrichtung ist der Malouf. Er wird von kleinen Orchestern gespielt, bestehend aus Violine, Kanun, Oud, Violoncello, Kontrabass, Nay, Darbouka und Nagharats (einem Paar kleiner Bechertrommeln).

 

Im städtischen Umfeld dominieren Saiteninstrumente wie das Rebec, der Oud und das Kanun sowie Darbouka. Im ländlichen Milieu und den Gesängen der Beduinen dominieren neben der Perkussion Blasinstrumente wie der Mezwed und die Gasba.

Die Bevölkerung Tunesiens wird heute auch von ausländischer Musik angezogen, wobei hier vor allem die ägyptische Musik, libanesische und syrische Musik einflussreich sind. Westliche Musik kommt in Form von Rockmusik, Hip-Hop, Reggae und Jazz in das Land.

 

Sport

Der wichtigste und meist betriebene Sport in Tunesien ist der Fußball. Gefolgt von Taekwondo, Handball, Volleyball, Judo, Karate, Leichtathletik und Tennis. 

 

 

                   Quelle: Wikipedia, Auswärtiges Amt, Amnesty International und Einheimische des Landes /Stand: 2020